Die Fluchthelfer vom Klosterland
Johan Bültena und Derk Telkamp brachten Antifaschisten vor den Nazis in Sicherheit
Es waren Aktionen im Verborgenen: Ein Sozialdemokrat aus Wymeer und ein Kommunist aus Bellingwolde halfen politischen Flüchtlingen, die von den Nazis verfolgt wurden, beim Weg über die Grenze in die Niederlande. Durch ihren selbstlosen Einsatz retteten Johan Bültena und Derk Telkamp vermutlich rund 70 bis 80 Antifaschisten. Alte Wymeerster können sich vielleicht noch daran erinnern, wie Johan Bültena mit seiner »Solex« durch das Dorf fuhr. Das Fahrrad mit Hilfsmotor war für ihn mehr als ein Fortbewegungsmittel, gerne hat er daran geschraubt und gebastelt. Andere wissen womöglich noch, dass Bültena nach dem Zweiten Weltkrieg von 1948 bis 1959 das Amt des Bürgermeisters in Wymeer inne hatte. Doch dass er zwischen 1933 und 1939 zusammen mit einem Mitstreiter aus Bellingwolde zahlreiche Antifaschisten vor den Nazis in Sicherheit brachte, ist selbst innerhalb der Familie kaum bekannt. »Meine Mutter hat nie davon erzählt - und Opa auch nicht«, sagt Teda Auras (geb. Klock). Die 77-jährige Enkelin von Johan Bültena hat erst durch die RZ davon erfahren - und freut sich nun auf den 31. August, wenn im Rahmen der »Bunder Woche« kurz vor dem Grenzübergang in Wymeer eine Gedenktafel enthüllt werden soll. Das Wissen über die mutigen Taten ist Historikern der Geert-Sterringa-Stichting in Groningen zu verdanken, die in den 1980er Jahren mit niederländischen Zeitzeugen über die Aktion »Rote Hilfe« sprachen. In ihrem 1986 dazu veröffentlichten Buch kommt Derk Telkamp zu Wort, er berichtet ausführlich und anschaulich über das grenzüberschreitende Husarenstück. Der 1917 geborene Telkamp lebte mit seinem gleichnamigen Vater, seiner Mutter und neun Geschwistern in einem kleinen Bauernhaus, das auf niederländischer Seite im Ortsteil Lethe in der Molenlaan direkt an einem schmalen Graben stand, der die Grenze markierte. Illegale Grenzgänge über das Klosterland nach Wymeer gehörten für den jungen Mann damals zum Alltag, denn die Not war groß, wie er erklärte: »Darum haben wir immer zu zwei Dritteln vom Schmuggelhandel gelebt. Deshalb hatten wir auch gute Kontakte nach Deutschland.« Daher wusste er auch, wann und wo die Zollbeamten ihren Dienst taten.