»Arbeitsmaiden« als Rädchen im NS-Getriebe

In das Lager 6/171 in Tichelwarf wurden Mädchen aus vielen Teilen Deutschlands einberufen


Vor dem Arbeitsdienst-Lager in Tichelwarf wehte eine Hakenkreuz-Fahne. © Foto: Sammlung Müller (www.sowasdat.rheiderland.de)
Vor dem Arbeitsdienst-Lager in Tichelwarf wehte eine Hakenkreuz-Fahne. © Foto: Sammlung Müller (www.sowasdat.rheiderland.de)

75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dokumentiert ein Bild aus dem Rheiderland eine Stütze des Nazi-Staates, die bei regionalen Historikern bislang wenig Beachtung gefunden hat. Es zeigt ein Lager des Reichsarbeitsdienstes der weiblichen Jugend (RADwJ), das sich auf einem damaligen Teil der Meentelande in Höhe des Alten Postwegs in Tichelwarf befand. In den 1930er und 1940er Jahren wurden zahlreiche Mädchen (»Arbeitsmaiden«) aus teils fernen Gegenden des Deutschen Reichs nach Tichelwarf einberufen - in das Lager 6/171. Zu den noch lebenden Zeitzeugen gehören Wilhelm und Swanette Garen aus Holthusen. Die beiden 87-Jährigen sprachen mit der RZ über ihre Kindheitserinnerungen. »Ich bin als Kind häufiger dort gewesen«, erzählt Wilhelm Garen. »Die Arbeitsmaiden wurden als Dienstmädchen auf Bauernhöfen und in kinderreichen Familien eingesetzt. Wir waren sechs Kinder zuhause und hatten auch immer eine Arbeitsmaid.« Seine Frau ergänzt: »Es waren Arbeitskräfte für das Dorf. Denn die Männer waren ja im Krieg.« Nebeneffekt: Zuvor arbeitslose RAD-Angehörige wurden nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik erfasst.