»Passagiere sahen mit Grausen, wie nahe sie dem Tode waren«

Im Juli 1913 gab es ein schweres Zugunglück an der Friesenbrücke


Eine Lokomotive hängt über dem gähnenden Abgrund in der Friesenbrücke. © Foto: RZ-Online-Archiv »So was dat fröher«
Eine Lokomotive hängt über dem gähnenden Abgrund in der Friesenbrücke. © Foto: RZ-Online-Archiv »So was dat fröher«

Schon einmal war die Friesenbrücke in Weener Schauplatz eines spektakulären Unglücks: In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1913 fuhr ein Zug über die geöffnete Brücke. Trotz einer Notbremsung kam die Lok nicht mehr zum Stehen und hing in der Lücke über der Ems - das Bild dazu gehört zu den bekanntesten historischen Aufnahmen aus dem Rheiderland.Die RZ berichtete wie folgt über den dramatischen Vorfall: »Der Zug war mit mehreren Minuten Verspätung auf der Haltestelle Hilkenborg, die dicht vor der Emsbrücke liegt, angekommen. Eine Frau, die hier den Dienst versah, hatte den Zug vorschriftsmäßig abgefertigt, und der Zugführer gab das Zeichen zur Abfahrt. Das Signal stand aber noch auf »Halt«. Der Brückenwärter, der infolge eines gerade passierenden Schleppzuges die Brücke nicht rechtzeitig hatte schließen können, versuchte durch Schreien die Aufmerksamkeit des Maschinenführers zu erregen. Aber vergeblich. Da, wenige Meter vor der gähnenden Tiefe, blickte der Maschinenführer hinaus und sah das grausige Verhängnis, dem er entgegen fuhr. Mit einer bewundernswerten Geistesgegenwart zog er blitzschnell die Luftdruckbremse und riss die Ventile auf, damit Dampf ausströme. Doch schon neigte sich die Lokomotive in die Tiefe. Mit einem Sprunge retteten sich Führer und Heizer auf den Tender. Ein heftiger Ruck, der den Zug erschüttern ließ, (...) und die Lokomotive rammte sich mit dem Aschenkasten auf dem Brückenpfeiler fest; gleichzeitig stellte sich der Tender hoch auf, und beide Kuppelungen verkeilten sich. (...) Die ahnungslosen vierzehn Passagiere rissen erschreckt die Fenster auf und sahen mit Grauen, wie nahe sie dem Tode waren.«