Lücken in einem Leidensweg schließen
Schicksal eines Heimkehrers: Weeneraner starb nach Arbeitslager - Ur-Enkelin auf Spurensuche
Der Lebens- und Leidensweg des Weeneraners Wübbo Sielmann ist eines von vielen Schicksalen aus der NS-Zeit, die im Schatten der Vergangenheit zu versinken drohen. Seine Urgroßenkelin will dieses Schicksal vor dem Vergessen bewahren und ist dafür derzeit auf Spurensuche. Wübbo Sielmann, der zuletzt in der Graf-Edzard-Straße in Weener lebte, war eine imposante Erscheinung. Der hochgewachsene Möbeltischler fiel auf in seiner Umgebung. Und er fiel dem gnadenlosen Regime auf, das auch in Weener die Zepter fest in der Hand hielt. Sielmann war KPD-Mitglied, ein »kritischer Kopf«. Und das wurde ihm zum Verhängnis: Mehrfach wurde er unter fadenscheinigen Gründen verhaftet, überlebte die unmenschlichen Verhältnisse im Arbeitslager und starb vier Tage nach seiner Heimkehr in Weener völlig entkräftet und abgemagert. Auch wenn einiges dokumentiert ist: Es gibt noch viele Lücken in der Lebensgeschichte des Rheiderländers – Lücken, die seine Urgroßenkelin Marina Zander aus Oldenburg jetzt schließen möchte. Die Französisch- und Spanisch-Lehrerin will die Geschichte ihres Urgroßvaters im Stil einer sogenannten »Graphic Novel«, einem gezeichneten Roman, aufarbeiten. Die leidenschaftliche Zeichnerin, die auch der Oldenburger Künstlergruppe angehört, hat diese Form bewusst gewählt: »Ich finde es spannend, mir vorzustellen, wie wohl Wübbos Tischlerwerkstatt in seinem Haus von 1925 aussah. Es fasziniert mich, mir vorzustellen, wie sich meine Urgroßeltern kennengelernt haben und dieses dann in einer Zeichnung darzustellen, wie sie wohl ihr alltägliches Leben gestaltet haben, wem sie bei welchen Anlässen begegnet sind.«