Tulpen bis zum Horizont
Der Polder verwandelte sich über viele Jahre in ein riesiges Blumenmeer
Das Poldergebiet war wegen einer bunten Blütenpracht ein Anziehungspunkt für Tausende Schaulustige, die für den herrlichen Anblick teils weite Strecken zurücklegten. Die RZ sprach mit einem Zeitzeugen über die »Tulpen-Ära«. »Ich habe 1982 mit dem Anbau aufgehört und war der letzte«, erinnert sich Klaas-Hermann Diddens aus Bunderhammrich an den Schlussakt einer über Jahrzehnte prägenden »Blütezeit«. Vor allem zwischen 1955 und 1970 war der Polder weit über die Grenzen des Rheiderlandes hinaus als Tulpen-Paradies bekannt. 1961 berichtete die RZ von bis zu 160 Sorten auf einer Gesamtfläche von rund 60 Hektar. Dem Betrachter bot sich ein nahezu unüberschaubares Blumenmeer aus zig Millionen Blüten. Jan Willms Freesemann wusste die bunte Attraktion besonders kreativ zu vermarkten. Der Ackerbauer aus Heinitzpolder lockte als Veranstalter der »größten Tulpenschau Deutschlands« die Massen an. Als er 1959 erstmals eine »Tulpenkönigin« wählen ließ, war der Andrang enorm. Gekrönt und mit einer Schärpe in den ostfriesischen Farben samt Rheiderland-Wappen geehrt wurde Siegrid Müller aus Schwerinsdorf. Bei der Tulpenschau 1960 sollen im Laufe des Monats Mai mehr als 75.000 Besucher gezählt worden sein. 1961 kamen Funk und Fernsehen nach Heinitzpolder, um über das Großereignis zu berichten. In der RZ hieß es: »Eine kilometerlange Wagenschlange hielt die Deichstraße von Bunderhammrich bis zum Heinitzpolder so dicht besetzt, dass das große Polizeiaufgebot Mühe hatte, sie bis zu den Parkplätzen durchzulotsen.« Kinder und Jugendliche säumten den Straßenrand, um Blumensträuße zum Kauf anzubieten.