Trientje, mon amour
Wie ein Zöllner Napoléons in Ditzum zum Schmugglerkönig wurde und die Liebe seines Lebens fand
Ein altes umzäuntes Grab auf dem Friedhof an der reformierten Kirche in Ditzum fällt ins Auge. Bestattet wurden dort Hugo Humbert und seine Witwe Trientje Homfeld, deren abenteuerliche Lebensgeschichte besten Stoff bieten würde für einen historischen Roman. Dennoch sind die beiden heute kaum noch einem Rheiderländer bekannt. Zu lange liegen die Lebzeiten der Eheleute zurück, die sich ohne den Siegeszug Napoléons nie begegnet wären. Vor über 200 Jahren, um 1810, kam Hugo Humbert unter seinem ursprünglichen Vornamen Hugues als Zöllner mit den napoléonischen Truppen über Belgien und die Niederlande nach Ditzum. Ostfriesland war damals ein Departement der von Frankreich annektierten Provinz Holland. Der erst 21-jährige Humbert sollte am Dollart wegen der Kontinentalsperre gegen England als kaiserlich-französischer »Douanier« die Ladung von Handelsschiffen überprüfen. Er dürfte damals kaum geahnt haben, dass er hier eine Familie gründen und bis zu seinem Tod im Rheiderland bleiben würde. Intimer Kenner seines Werdegangs ist der Ethnohistoriker Wolbert G. C. Smidt, der in Hamburg und im äthiopischen Mek’ele lehrt und lebt - und zwar nicht in erster Linie aus beruflichem Interesse, sondern vor allem aufgrund einer familiären Verbindung durch die Heirat einer Enkelin Humberts mit seinem Ururgroßvater. Der Nachfahre hat der RZ detailreiche Abhandlungen und mehrere Fotografien zur Verfügung gestellt, anhand derer eine bewegte Ära lebendig wird.